Carbonbeton: Luftschlösser werden vielleicht doch Realität…

Carbonbeton eröffnet ganze neue Möglichkeiten des Bauens. Photo by Denys Nevozhai on Unsplash

Tag für Tag entstehen eine Menge toller neuer Produkte, die unser Leben besser machen können. Die Zukunft wird greifbar nah. Ein solches „greifbares“ Produkt ist Carbonbeton – ein Stoff, der den wichtigsten und bislang meist verbauten Baustoff in Deutschland vielleicht bald ablösen wird. Das C3-Projekt, Carbon Concrete Composite, wird seit 2014 schwer gehypt und finanziell unterstützt.

Gewinnung aus Kohlenstoff und vielleicht bald aus dem CO2 unserer Luft?

Die Fakten hinter diesem Stoff sind auch einfach zu gut: Er wird aus Kohlenstoff gewonnen – und damit aus allem, was Kohlenstoffe enthält. Pflanzen, Steine und sogar Luft. Aktuell allerdings noch aus Erdöl. Aktuell wird sogar geforscht, wie man das CO2 aus der Luft für die Herstellung nutzen kann.

Aber fangen wir erst einmal an, was überhaupt die Unterschiede und Vorteile gegenüber dem guten alten Stahlbeton sind. Und was das architektonisch bedeutet.

Unterschied Stahlbeton – Carbonbeton

Die größten Unterschiede sind gleichzeitig die größten Vorzüge von Carbonbeton gegenüber Stahlbeton: Carbonbeton ist widerstandsfähiger, leistungsfähiger, beständiger und korrodiert vor allem nicht. Denn das ist eines der stärksten Nachteile von Stahlbeton: um Korrosion zu vermeiden, wird der Stahl mit dicken Betonschichten ummantelt, was natürlich viel Energie in der Herstellung verschlingt.

In Zahlen ausgedrückt sieht das dann folgendermaßen aus:

  • Carbon ist 6-mal tragfähiger als Stahl
  • 4-mal leichter als Stahl
  • 24-fach so leistungsfähig
  • Verbraucht nur 50 % der Energie und des CO2-Ausstoßes
  • kann 200 Jahre und mehr genutzt werden, Stahlbeton nur zwischen 40 – 80 Jahre, danach fallen teure und aufwändige Reparaturarbeiten an

Zwei Nachteile hat Carbon allerdings zu verzeichnen: aktuell noch Unklarheiten, was das Recycling angeht – obwohl da wohl schon positive Resultate in puncto Materialtrennung vermelden werden konnten – und dass es noch keine Automatisierung in der Herstellung gibt.

Baustoffe im Preisvergleich: kaum ein Unterschied

Preislich tun die Baustoffe sich grundsätzlich nicht viel. Ein Kilo Carbon kostet zwar das 16-fache an Stahl, aber man braucht deutlich weniger für den gleichen Effekt. Ein Beispiel: Fassadenplatten können mit Carbon 2 cm sein, in Stahlbeton dann aber 8 cm. Laut dem Carbonartikel in Wikipedia sind das 75 % weniger Material. Und man muss dabei ja auch noch Herstellung, Transport, Einbau etc. berücksichtigen.

Filigraner, dünnwandiger, leichter bauen – etwa mit Carbonbeton. Photo by Erin Doering on Unsplash

Insgesamt gesehen arbeitet es sich mit Stahl aktuell noch günstiger, aber das liegt daran, dass die Produktion aufgrund des langjährigen Einsatzes stark optimiert und automatisiert wurde. Aber vielleicht ist das nur eine Frage der Zeit, bis das bei Carbonbeton auch der Fall ist.

Bauen mit Carbonbeton: wir dürfen Großes erwarten!

Wie schon erwähnt, brauchen wir mit Carbon weniger Material. Das hat auch architektonische Vorteile: wir können dünnwandiger, filigraner und leichter bauen. Die Formbarkeit des Materials erlaubt zudem eine bislang unmögliche Formensprache. Zahlreiche Elemente können vorproduziert werden und auf der Baustelle direkt verbaut werden.

Module: Just-in-time auf die Baustelle

Selbst spezielle Dämm-Module, Heiz-Module oder Sicherheitsmodule können aus Carbonbeton hergestellt werden. Einen großen Vorteil bringt Carbonbeton sicher auch bei der Sanierung von denkmalgeschützten Häuser mit: Decken können mit 1cm Carbonbeton ertüchtigt werden z. B.

Das erste Haus aus Carbonbeton soll Ende 2019 oder Anfang 2010 in Dresden stehen. In gut einem Jahr ist es also soweit. Wir dürfen gespannt bleiben. Wer interessiert ist zu Forschungsstand und -Entwicklung: www.bauen-neu-denken.de/