Vertikal, urban, genial: Gärten für Städte
Wolkenkratzer, flimmernder Asphalt in der Sommerhitze, Lärmpegel und allzu wenig Idylle – das sind die Attribute, wenn man an Stadt oder Großstadt so denkt. Und bei aller Liebe zur pulsierenden Metropole mit ihrem Gewusel von Menschen, Stimmen, Autos: gesund geht wahrscheinlich anders. Und Erholung lockt zu oft nur dort, wo Mensch die Städte verlässt. Doch das Bedürfnis, Stadt und Wohlbefinden erneut in ein Paket zu denken, hat schon seit einigen Jahren einen neuen Trend geschaffen: Urban Gardening & Co.
Unsere Städte sollen grüner werden
In Berlin existieren Viertel, in denen es geradezu dörflich zugeht: mit einem Platz, Tante-Emma-Läden und einem ruhigen netten Miteinander. Viele Menschen wünschen sich solche Idylle in der Stadt, was sicher ein Grund ist für den Trend zum Urban Gardening, hängenden Gärten oder Living Walls an höheren Wohn- und Geschäftsbauten, deren Grundstück vom Platz her keinen horizontalen Garten erlaubt. Denn Platz ist ja bekanntlich in Städten teuer und rar – und wird lieber bebaut statt begrünt.
Fassadenbegrünung: sieht schön aus und macht sogar Sinn
Wie beim Thema Mehrgenerationenhaus ist auch die Idee der Begrünung von Häusern nicht neu – denken wir mal an Efeu-, Wein- oder Glyzinien-Ranken, die in ländlichen Gegenden zahlreiche Häuser verschönern. Ein vertrautes Bild! Ob sich auch in naher Zukunft Städte in einem grüneren Licht zeigen werden, bleibt abzuwarten. Aber neben der attraktiveren Optik bringen solche vertikalen Gärten noch weitere Vorteile mit sich.
Urbane Gärten: klimatisch, energetisch und ökologisch eine hervorragende Idee
Zum einen würde sich die Luftverschmutzung in den Städten bessern. Laut Studien könnte man mit Fassadenbegrünungen sogar bis zu 30 % Luftverschmutzung reduzieren. Dabei schneiden solche Begrünungen sogar besser ab als Parks oder Dachgärten, denn die urbanen Vertikal-Gärten binden Feinstaub und nehmen CO2 da auf, wo es entsteht und wandeln es in Sauerstoff um. Solche Begrünungen sollen sogar besser geeignet sein als Bäume, die ihre Kronen ja oft viel weiter oben haben. Durch die Pflanzen an der Häuserwand könnte sich auch das Raumklima im Innern des Gebäudes verbessern.
Weitere positive Nebeneffekte sind Schalldämpfung, Schutz vor Wärmeverlust im Winter sowie Aufheizen im Sommer. Das spart auch noch Kosten von Heizung bzw. Kühlung.
Formen der Fassadenbegrünung
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen bodengebundenen oder fassadengebundenen Bepflanzungen etwa in Kassettenform, die in die Fassade eingehängt werden oder die auf einem Vlies flächig verlegt werden. Die Möglichkeiten eröffnen dabei viel kreativen Freiraum bei der Gestaltung, in Einklang mit der Architektur. Was die Pflanzen selbst betrifft, so gibt es wenig Einschränkungen, wie uns der „Meister der urbanen“ Gärten, Patrick Blanc, zeigt. Denn der verwandelt sogar ohne Erde oder Substrate Gebäude in vielen Metropolen in blühende Gärten oder schafft Living Walls mit Farnen und Büschen und Moosen, die an Regenwälder erinnern. Als Nährboden dient ihnen ein Filzuntergrund.
Urban Gardening, Teil der Gebäudeplanung
Natürlich gibt es auch bei hängenden Gärten einiges zu beachten, wenn man ein Haus mit einer solchen Fassadenbegrünung plant: Statik, Brandschutz, Standort, Wind. Ein passendes Konzept erstellt die Gebäudeplanung. Das sollte schon sorgfältig durchgeführt werden, denn neben vielen Vorteilen bringen Fassadenbegrünung auch Nachteile mit sich: das Gebäude bietet dann Eis und Schnee eine größere Auflagefläche, das Bewässerungssystem muss gut geplant sein, Unterhaltskosten und Erneuerungskosten – etwa bei der fassadengebundenen Lösung, die in Abständen wieder neu begrünt werden muss – kommen dazu. Allerdings können sich die Kosten wieder amortisieren durch die klimatischen und energetischen Vorteile, die hängende Gärten mit sich bringen.