Architekturtrend: Mikrohaus

Architekturtrend: Mikrohaus – echte Alternative, urbane Zukunfts-Lösung oder auf Dauer nur zu klein?

Was kann man auf 4 Quadratmetern tun? Nicht viel, werden die meisten sagen – reicht der Platz vielleicht nur für ein Einzelbett und einen schmalen Tisch, eine Mikro-Küche oder ein Mikro-Bad. Dass man auf 4 Quadratmetern prinzipiell aber alles haben kann, was man zum Leben braucht, hat uns ein Architekt aus Tel Aviv gezeigt: Er entwarf und baute das bislang kleinste Haus der Welt – mit 4 Quadratmetern. Genug Platz zum Kochen, Duschen, Schlafen und sogar einer Garage fürs Fahrrad.

Ganz so klein muss es aber nicht sein, zumal dieser Platz ja maximal für eine Person ausreicht. Doch der Trend zum Minimalismus bei modernen Wohnkonzepten ist seit einigen Jahren deutlich spürbar und begrifflich als Mikrohaus, Tinyhaus, Minihaus oder Miniaturhaus auf dem Markt – für Wohnen auf wenig Fläche. Verzichtet werden muss dabei nicht auf Komfort oder exklusive Materialien sowie gehobene Ausstattung.

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Mikrohaus: Lösung für Großstädter, Singles und Umweltbewusste

Doch was ist dran am Trend und für wen kommt ein solches Wohnkonzept überhaupt in Frage? Die Antwort schließt gleich mehrere Zielgruppen ein. Denn in vielen Ballungsgebieten oder Großstädten, als Singlehaus, Studentenbude, Zweitwohnsitz oder Sommerhaus auf dem Lande sind die Mikrohäuser eine echte Alternative – auch im Hinblick auf den Preis. Architektonisch und städtebaulich besonders spannend wird das Ganze, wenn dadurch urbane Resträume besetzt werden können, die mit konventionellen Methoden nicht mehr zu erschließen sind – wie zum Beispiel Dächer.

Wenig Fläche, viele Möglichkeiten

Das Bemerkenswerte an dem Trend: Ob Jung und Alt, Alleinstehende, Paare, Familie oder besonders mobile Menschen – die Zielgruppe ist extrem breit gefächert. Das erlaubt Architekten, Innenarchitekten und Erbauern natürlich einen breiten Spielraum an Möglichkeiten und die effektive Nutzung vorhandener Flächen – und seien sie auch noch so klein oder schwer zu bebauen.

Ein weiterer Vorteil besteht in der Umweltfreundlichkeit: Ein Tinyhaus kann sehr sparsam und emissionsarm sein. Sein Konzept geht konform mit guter Dämmung, Solaranlage und Wärmepumpen-Technologie und manche Häuser brauchen auch gar kein Betonfundament, da sie verschraubt werden.

Unabhängigkeit und Mobilität: alles möglich

Einige der Minihäuser sind besonders flexibel – so dass es relativ problemlos von A nach B transportiert werden kann. Zum Beispiel, wenn der Besitzer an einen anderen Arbeitsort wechselt oder das Mikrohaus lieber als Zweiwohnsitz woanders fest installieren möchte. Mittlerweile gibt es Varianten mit Rollen oder als Hausboot für das Leben am Fluss oder Wasser. Viele Häuser sind sogar erweiterbar, wenn sich Nachwuchs ankündigt oder der Besitzer sein Singledasein aufgibt. Neueste Entwürfe planen Mikrohäuser für Häuserdächer in Großstädten.

Das Mikrohaus-Konzept muss übrigens auch nicht dem Wohnen vorbehalten bleiben, es kann ebenso als Studio, Musikraum oder Praxis genutzt werden.

„Bremsklotz“: Grundstück im urbanen Raum

Mikrohäuser gibt es schon fertig, mit Modulen und unterschiedlichen Grundrissen – oder eben als Entwurf, nach Maß von einem Architekten und Innenarchitekten, der Innen und Außen exakt nach persönlichem Bedarf und Vorlieben plant, umsetzt und in jeder Hinsicht optimiert, denn hier darf kein Raum verschenkt werden. Verschiebbare Wände, großflächige Glaselemente, Holzfassaden etwa aus Lärchenholz für unaufgeregten Luxus oder Edelstahl-Elemente liegen hier besonders im Trend.

Ein Haken findet sich für Tinyhäuser aber doch: Man braucht ein passendes Grundstück – und das ist im urbanen Raum natürlich rar. Unser Tipp für Privatleute: Selbst auf die Suche gehen, Augen offen halten bei freien Flächen und ggfs. dafür den Grundbucheintrag einsehen.